#7 Ed Partyka & Daniel Schenker II

Shownotes

Das ZJO-Leitungsduo über die Zukunft des Big-Bad-Jazz, über Nachwuchsmusikerinnen und Special Guests, über die Tücken der Saisonplanung und natürlich über die grosse gemeinsame Faszination: die Big Band.

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00:00:22: Ed, Dani, ihr seid zusammen das  musikalische Leitungsteam des 

00:00:32: ZJO. Ich würde heute gerne mit euch beiden darüber reden,  

00:00:35: was ihr denn so für Chefs seid für diese Big Band.

00:00:38: Ist das ok für euch? Ja. 

00:00:38: Wir machen das auf Hochdeutsch, damit  uns möglichst viele Leute da draussen  

00:00:45: verstehen. Eben - ihr seid beide Musiker,  seid beide aber auch sozusagen Chefs.  

00:00:49: Was für Chefs seid ihr denn? Ed,  was bist du für ein Chef? Das ist

00:00:56: wirklich eine gute Frage. Ich versuche, immer besser zu werden. Sagen wir es mal so: Wenn ich

00:01:04: mich so beschreiben könnte - ich war,  

00:01:07: vielleicht kann Dani das bestätigen,  weil wir uns mittlerweile relativ lang  

00:01:12: kennen - ich war früher viel strenger  als Dirigent und als Leitungsperson. Mit

00:01:18: der Zeit bin ich in meinem Leben glücklicher geworden und dadurch bin ich auch, glaube ich,  

00:01:26: netter heutzutage. Das hat auch eine  Auswirkung darauf, wie ich als Leiter

00:01:32: bin. Vielleicht nicht mehr so streng, aber ich hoffe einfach, dass die Energie, die ich

00:01:38: einbringe, eher eine positive Energie  ist. Ich glaube, als ich jünger war,  

00:01:43: war das nicht immer der Fall. Ich habe immer nach Perfektion gesucht, war dann natürlich sehr

00:01:54: streng und wahrscheinlich anstrengend  für die Musiker und Musikerinnen in den  

00:01:59: verschiedenen Orchestern, mit denen  ich gearbeitet habe. Das ist meine  

00:02:04: Wahrnehmung. Ich weiss nicht, ob du das ergänzen möchtest. 

00:02:08: Deine Position als Chef oder deine Art als Chef

00:02:12: von früher? Ich weiss nicht - für mich  warst du immer jemand, der eine natürliche  

00:02:16: Persönlichkeit ausstrahlt. Auch Kompetenz - und das sind für mich eigentlich die  

00:02:21: wichtigen Eigenschaften, die es braucht. In der Musik kannst du nicht ausschliesslich mit

00:02:28: Autorität funktionieren. Du musst  etwas mitbringen musikalisch, musst

00:02:35: musikalisch etwas auf dem Kasten haben. Sonst  

00:02:38: bist du nicht glaubwürdig im  Orchester oder in der Band.

00:02:41: Daher habe ich das nie so empfunden.  Ed war auch schon beim ZJO,

00:02:49: vor längerer Zeit. Ich habe das nicht als streng,  als "chefig" empfunden, aber er hat natürlich eine

00:02:54: tiefe Stimme, eine Präsenz - eine natürliche Autorität ist  

00:02:58: natürlich schon da. Gerade du, Dani, bist ja

00:03:02: selber noch immer Musiker,  du bist das ja sehr gewohnt,  

00:03:07: dass man eben beides können muss,  Musiker Sein und dann eben auch Chef - 

00:03:12: und über das Authentisch-Sein dann auch rüberkommen als Chef. Wie ist das für  

00:03:16: dich, diese zwei Hüte aufzuhaben? Musiker zu sein UND eine Leitungsfunktion zu haben?

00:03:22: Ich habe das so empfunden:  

00:03:23: Ich bin eigentlich nicht per se  gerne Chef oder jemand, der gerne

00:03:26: quasi eben Leuten sagt, was sie tun sollen. Für mich war es eine Art von Verantwortung Übernehmen  

00:03:34: von dem, was wir machen, weil es natürlich super bequem ist, wenn wir irgendwo spielen,  

00:03:38: dann bin ich schön hinten, kann ab und zu einmal mein Solo spielen und Noten lesen und spielen aber  

00:03:45: es braucht mehr, es braucht Leute, die ein bisschen Verantwortung übernehmen. Auch für die anderen,  

00:03:50: damit die Band weiterkommt. So bin ich  

00:03:55: auch Interimsleiter geworden, vor vielen Jahren - vor acht Jahren. Du bist ja  

00:04:06: auch eigentlich Musiker, hast jetzt vor allem Leitungsfunktionen. Gibt es in deinem leben als  

00:04:12: Musiker manchmal Momente, wo du gerne wieder "nur" Musiker wärst und die ganze  

00:04:17: Verantwortung jemand anderem abgeben würdest?  Ja, es gibt schon solche Momente. Es ist klar, 

00:04:27: dass ich manchmal das Spielen an sich vermisse. Ich habe es nicht ganz ausgeschlossen,  

00:04:32: dass ich vielleicht irgendwann in Zukunft wieder

00:04:35: spielen werde und vielleicht werde ich  irgendwann wieder ein bisschen weniger Stress in 

00:04:42: meinem Leben haben wollen. Noch mal in Anführungszeichen. Musiker-Sein ist auch  

00:04:46: mit Stress verbunden. Zu sagen, hey, ich will ein bisschen zurückschalten und vielleicht dann doch

00:04:54: wieder Bassposaunist sein. In einer Bigband irgendwo ganz gemütlich ein paar tiefe Töne  

00:04:59: spielen. Vielleicht kommt das irgendwann mal, wer weiss. Nicht in den nächsten paar Jahren.  

00:05:06: Ich glaube nicht in den nächsten paar Jahren. Wahrscheinlich zur gleichen Zeit, wenn ich mir  

00:05:13: ein E-Bike kaufe. Ich bin leidenschaftlicher Fahrradfahrer, aber ich finde E-Bikes furchtbar.  

00:05:22: Das ist nur meine persönliche Wahrnehmung.  Wenn du nicht selbst treten kannst,  

00:05:27: wozu denn - warum Fahrrad fahren?Dann kannst du eine Wespa kaufen. Aber was ich erkannt

00:05:34: habe, was sehr positiv ist, ist dass für Leute, die vielleicht irgendwann mal ein Lebensalter  

00:05:40: oder einen physischen Zustand erreichen, wo sie nicht mehr so fit Fahrrad fahren können,  

00:05:45: ist da der Umstieg auf ein E-Bike für  mich logisch. Da habe ich in meine

00:05:51: Zukunft geschaut und da wird  irgendwann mal der Punkt kommen,  

00:05:55: wenn ich diesen Umstieg  auf das E-Bike machen werde.

00:05:58: Ich hoffe erst mit 95, aber vielleicht kommt es dann mit 80 oder so - und wahrscheinlich  

00:06:03: werde ich zu diesem Zeitpunkt  auch wieder Bassposaunist werden -

00:06:07: Verantwortung abgeben. Man merkt, eine Führungsrolle inne haben

00:06:16: hat auch sehr viel damit zu tun, wie man als Mensch ist.  Jetzt seid ihr ja eine Art ein  

00:06:21: Führungsteam. Könnt ihr schon etwas darüber sagen zu diesem Zeitpunkt, wie ihr als Menschen  

00:06:27: miteinander klarkommt? Wie ähnlich seid ihr, wo habt ihr die grössten Differenzen?

00:06:34: Im Moment ist es so: Wir sind wirklich  daran, das herauszufinden. Es geht ja darum, jemanden zu haben, der die  

00:06:44: künstlerische Vision hat. Da haben wir auch jemanden gesucht dafür. Ich habe dann gedacht: Okay,

00:06:50: der neue Leiter wird dann alles übernehmen, also auch Arbeit machen, die ich jetzt zum Teil mache.

00:06:57: Das sind wir am Herausfinden. Ich merke, Ed ist sehr einbeziehend. Er fragt auch sehr

00:07:04: viel zurück. Das ist jetzt am Anlaufen. Genau werden wir das mit

00:07:11: der Zeit herausfinden. Wie wichtig ist dir, wenn du neu zu einem Ensemble kommst,  

00:07:18: dass du wirklich die Leute mit einbeziehst? Ist das was, was du in der Vergangenheit vielleicht  

00:07:23: anders gemacht hast und dir jetzt speziell vornimmst oder tickst du einfach so? Das sind  

00:07:28: Fehler, die ich früher gemacht habe. Das Orchester nicht in Entscheidungen mit einzubeziehen - als ich  

00:07:34: mit anderen Orchestern gearbeitet habe. Deswegen bin ich sehr sensibel in dieser Hinsicht.  

00:07:41: Nachzufragen, was wollen die Orchestermitglieder, was haben die für Ziele. Weil wenn ein Management  

00:07:48: oder ein Orchesterleiter eine Vision hat, aber das ganze Orchester in eine ganz andere  

00:07:55: Richtung gehen will, führt das natürlich  zu Konflikten. Es führt zu keinem guten

00:07:59: Ergebnis. Deswegen natürlich einfach zu schauen, Input von den Musikern zu bekommen, das ist voll wichtig. Dass wir mit dem Management-Team, dem  künstlerischen Leitungsteam und dem Orchester  

00:08:11: einen gemeinsamen Weg nach vorne  finden. Darf ich ganz kurz zu Dani,  

00:08:17: obwohl wir erst seit Kurzem zusammenarbeiten:

00:08:20: Was ich sehr an Dani schätze ist seine absolute Ruhe. Weil ich bin jemand, wie wir letzen

00:08:28: Freitag beim Konzert gesehen haben, ein bisschen überdreht. Ich strahle eine  

00:08:34: ganz andere Energie aus. Danis Energie ist einfach voll ruhig. Ich kann auf ihn zählen,  

00:08:41: bis jetzt. Auch in den Proben am Wochennde. Eigentlich immer sicher, immer zu 100 Prozent konzentriert.  

00:08:49: Das schätze ich sehr und ich denke, von dem, was ich bis jetzt gesehen habe, dass sich 

00:08:53: diese zwei Energien oder diese  zwei Sachen gut ergänzen werden.

00:09:00: Könntet ihr sowas wie eine  Zukunftsvision fürs ZJO in Worte fassen,  

00:09:08: die ihr gemeinsam habt? Wir hatten gestern  

00:09:14: zu viert ein Treffen. Es ging darum,  Eds Vertrag zu finalisieren. Du musst  

00:09:19: zuerst Ed fragen, weil er hat gesagt,  in welche Richtung das gehen kann.

00:09:25: Er hat vor allem erzählt, wie das zum  Beispiel mit seiner Band in Finnland läuft.

00:09:28: Das sind Situationen, da können wir nur  davon träumen. Das sind Festanstellungen  

00:09:34: für alle Musiker. Dann gibt es jemanden,  

00:09:36: der ist verantwortlich nur für die  Notenpulte, dann gibt es einen Azubi, der schaut, usw.

00:00:00: Wenn man grösser

00:09:46: denkt... Das ist auch etwas, was unsere Managerin Bettina wirklich macht, dass sie daran arbeitet,  

00:09:52: dass unser Status sich verbessert. Ich denke ,das ist eine sinnvolle und eine gute Vision. Noch weit weg. Ja, aber genau in diese Richtung zu denken: Okay, wie können wir einfach grösser denken. Das  

00:10:10: heisst im Jahr unseren Konzert- und Spielkalender ausbauen. Mehr Konzerte. Als Führungsteam-

00:10:19: Mitglied wäre es mir sehr wichtig, mehr proben zu können. Die Tatsache, dass das ZJO so ein

00:10:29: hohes Niveau erreicht hat bis jetzt, mit so wenig Probezeit für die verschiedenen Projekte,  

00:10:36: ist ein Wunder. Ein Anliegen für mich  wäre: Statt zwei Proben - warum nicht  

00:10:42: drei Proben? Dann wird das Niveau noch besser. Es muss  

00:10:46: natürlich finanziert werden. Einfach zu schauen,

00:10:49: entweder in Richtung fest angestelltes Orchester,  das vielleicht von der Stadt Zürich und  

00:10:57: dem Kanton unterstützt wird, genau wie in Helsinki oder in Brüssel oder in anderen europäischen Städten.

00:11:03: So etwas wäre ein langfristiges Ziel  und auf den Weg dorthin zu schauen,  

00:11:06: wie könnten wir mehr werden.

00:11:10: Auch bessere Arbeitsbedingungen und mehr  

00:11:12: Arbeit für die Musiker.innen hier in Zürich zu schaffen. 

00:11:17: Dazu gehören natürlich auch kleinere Ideen, was die künstlerische Ausrichtung angeht. Ich denke,  

00:11:22: das wird sich auch in den nächsten Jahren entwickeln. Wir haben sehr viele gute Ideen,  

00:11:27: aber es mangelt momentan einfach an Geld und an Optionen. In unserer ganzen Saison haben wir

00:11:35: nur Platz für so viele Projekte. Dani  hat mir vorletzte Woche eine Liste

00:11:42: geschickt mit Ideen für Projekte. Wir könnten  die nächsten zehn Saisons schon füllen. Die  

00:11:48: Ideen sind da. Dann einfach zu schauen,  wo könnten wir mehr Mittel lukrieren,  

00:11:53: mehr Unterstützung, und ausbauen. Ihr schreibt  gemeinsam die Zukunft des ZJO, sehe ich. Ich  

00:12:00: bedanke mich sehr - vielen Dank für das  Gespräch, Ed Partyka und Daniel Schenker.

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