#5 Daniel Schenker (I)
Shownotes
«Wann in deinem Leben hast du denn zu realisieren begonnen, dass du es ernst meinst mit der Musik? - Das kam eigentlich sehr spät, da war ich um die 30 ich habe immer gespielt. Nach dem ETH Studium, einer halbjährigen Südostasien-Reise und drei Jahren Zürich Versicherungen habe ich mir gedacht, ich möchte mal schauen, wie weit das mit dem Instrument noch gehen könnte, und habe dann relativ spät noch ein Musikstudium an der Swiss Jazz School in Bern begonnen.»
Transkript anzeigen
00:00:28: Daniel Schenker, Du bist Co-Leiter des Zurich Jazz Orchestra. In der heutigen Podcastfolge wollen wir ein bisschen über Dich als Mensch sprechen.
00:00:35: Ist es ok, wenn ich Dir ein paar persönliche Fragen stelle? Ja, kommt darauf an wie persönlich - aber gerne, nur zu.
00:00:42:
00:00:46: Du warst zehn Jahre alt, als Du anfingst, Trompetenstunden zu nehmen. Wie freiwillig war das damals?
00:00:54: Wir waren vier Kinder. Alle haben ein Instrument gelernt. Meine Mutter hat ein bisschen gesungen,
00:01:01: war Amateursängerin, und sie war sehr musikbegeistert. Und dann war es eigentlich klar.
00:01:05: Ich hatte den Vorteil, als ältestes Kind frei auswählen zu dürfen. Meine Schwester beispielsweise musste dann
00:01:13: ein Tenorhorn fassen. Meine Mutter war damals begeistert von Maurice André, diesem klassischen Trompeter.
00:01:22: Das war also nicht ganz unfreiwillig aber das Instrument hat mir eigentlich gut gefallen.
00:01:27: Mein allererstes Instrument war allerdings die Blockflöte. Also der Klassiker, oder. Genau.
00:01:35: Wann in Deinem Leben hast Du denn zu realisieren begonnen, dass Du es ernst meinst mit der Musik? Also, dass
00:01:40: das nicht ein Hobby ist, sondern wirklich ein Leben? Es kam sehr spät eigentlich, da war ich um die
00:01:46: 30. Ich habe immer gespielt. Das war aber mehr so eine Art ein Freizeitvergnügen, auch ein soziales Ding,
00:01:56: weil man mit anderen Leuten zusammen spielen konnte. Mit 17 hatten wir eine Dixieland-Band.
00:02:03: Aber der Gedanke, dass es zum Beruf wird, kam erst viel später:
00:02:09: nach dem ETH-Studium, einer halbjährigen Südostasien-Reise und drei Jahren Zürich Versicherung. Da habe ich mir
00:02:17: gedacht, ich möchte mal schauen, wie weit das mit dem Instrument noch gehen könnte, und habe dann
00:02:23: relativ spät noch ein Musikstudium an der Swiss Jazz School in Bern begonnen.
00:02:30: Du hast gesagt, es sei etwas Soziales. Du sagst ja von Dir selber, Du seist quasi "Bigband-sozialisiert". Ist das etwas,
00:02:37: was man, wenn man daran glaubt so mit sich herumträgt, wie ein Sternzeichen, diese Sozialisierung?
00:02:43: Was ist ein Sternzeichen? Würdest Du sagen, Du hast bestimmte Eigenschaften, die Du an Dir
00:02:49: erkennst, die andere Leute erkennen, die typisch sind für jemanden, der viel in Big Bands gespielt hat?
00:02:54: Vielleicht muss man den Begriff Bigband ein bisschen erweitern.
00:03:00: Mein erster Kontakt mit Musik in einem Orchester, einer damaligen Jugendmusikschule in Dietikon.
00:03:07: Heute sind die ein bisschen kleiner, aber damals waren das 100-120
00:03:12: Personen. Wolfgang Häuptli, der Trompeter der heute auch beim ZJO ist, hat dort auch gespielt.
00:03:21: Er war ein paar Jahre älter als ich. Ich denke, das ist einfach wichtig. Wenn Du Musik machst, spielst du mit anderen
00:03:31: Leuten zusammen. Natürlich auch, wenn Du in einem Team
00:03:35: arbeitest. Aber wenn Du dann ein Konzert hast, bist Du im Team auf der Bühne. Wahrscheinlich
00:03:42: noch wichtiger als sagen wir jetzt mal musikalische Eigenschaften sind die sozialen Eigenschaften.
00:03:47: Ich kann mein Ego nicht allzu hoch halten, wenn ich mit anderen
00:03:54: spielen möchte. Für mich ist Musik
00:04:00: eigentlich immer Bestandteil eines Miteinanders. Eine Aktivität mit vielen verschiedenen Leuten.
00:04:08: Zusammen, zur selben Zeit. Das ist ja bisschen eine Gradwanderung: Du bist Teil von einem Ensemble,
00:04:14: es geht nicht ohne einander. Gleichzeitig musst Du als Solist dann doch wieder
00:04:20: solitäre Verantwortung übernehmen. Wie bringt man das auf eine Persönlichkeit zusammen?
00:04:25: Das ist richtig, ja. Vielleicht ist das abhängig vom Instrument. Wenn Du Kontrabass spielst,
00:04:34: hast Du wahrscheinlich noch mehr diese Funktion des Zusammenspiels, als wenn ich jetzt als Sängerin
00:04:40: oder als Sänger oder als Bläser vor der Band spiele und die Leute dann während des Solos mich anschauen.
00:04:49: Ja ,ich weiss gar nicht. Für mich ist das schon so natürlich und selbstverständlich, dass man dann ab und zu da
00:04:55: nach vorne tritt. Das gehört halt eigentlich zum Instrument dazu. Aber jzum Beispiel ein Schlagzeuger, der hat eigentlich
00:05:04: ständig während eines Konzertes die Funktion, alles zusammenzuhalten, ist eigentlich ständig
00:05:11: präsent. Als Bläser geht man dann ab und zu mal auf die Seite, wenn jemand anderes soliert. Aber das ist ein
00:05:16: fliegender Wechsel. Wenn Dich heute jemand fragen würde, was Dir die Trompete bedeutet, was würdest Du antworten?
00:05:24: Ich bin so verwachsen mit dem Instrument. Was wichtig ist, wenn jemand die
00:05:34: Frage stellt: Wie sieht es aus, wenn ich Trompete spielen möchte. Da muss man wirklich vorwarnen.
00:05:39: Du musst sehr viel Zeit mit dem Instrument verbringen. Trompete ist ein unerbittliches Instrument. Wenn Du
00:05:44: mal drei Tage nicht übst, hören das die Leute im Publikum. Zwei Tage nicht üben, dann hört es die Band,
00:05:50: einen Tag nicht üben, merke ich es. Ich habe etwa 15 Jahre durchgespielt. Das heisst jeden Tag gespielt, weil ich viele
00:06:01: Konzerte hatte, auch im Sommer. Das heisst die Trompete muss mit in die Ferien, im Hotelzimmer mit Dämpfer,
00:06:05: eine Stunde im Minimum, jeden Tag. 15 Jahre lang. Jetzt in der Zwischenzeit mache ich auch gerne mal eine Pause.
00:06:13: Es ist ein Instrument, das eigentlich sehr viel verlangt, und trotzdem auch immer noch, wenn ich
00:06:19: dann zwei Stunden für mich übe, allein mit dem Instrument, fühle mich danach super. Das ist dann
00:06:25: eigentlich eine schöne Sache. Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Sehr gerne. Merci, Daniel Schenker. Gerne.
Neuer Kommentar