#29 – Jonas Inglin über Posaunen
Shownotes
Wir plaudern heute mit ihm über die verschiedenen Varianten der Posaune, über das Sousaphon, die Tuba, über Marschmusik und deren Herausforderungen sowie über die Frage, ob alle Posaunisten alle Posaunenarten spielen können. Auch sprechen wir über die Rolle der Posaune in der Big Band im Vergleich zu Kleinformationen sowie im Jazz im Vergleich zur Klassik.
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00:00:01: Zurich Jazz Talks: die Podcast-Serie des Zurich Jazz Orchestra. Heute mit Jonas Inglin.
00:00:07: Bassposaunist Jonas Inglin ist eine musikalische Wundertüte. Von Jazz bis Klassik oder eigentlich von
00:00:13: Klassik bis Jazz hat er alles drauf, und er fühlt sich in sehr kleinen und in sehr
00:00:17: grossen Formationen gleichermassen wohl. Ausserdem hat er beim ZJO das Amt des Notenwarts inne.
00:00:24: Das Interview für Susanne Loacker, für den Podcast zuständig ist Pablo Faccinetto, die Leitung hat Bettina Uhlmann.
00:00:33: Jonas, Posaunist und auch Notenwart vom ZJO. Merci vielmals, dass du heute bei uns bist.
00:00:39: Danke für die Einladung, schön darf ich da sein. Jonas wir machen das wie immer auf Hochdeutsch,
00:00:44: damit uns möglichst viele Leute verstehen. Es gibt ja diverse Posaunen.
00:00:49: Sag mal: Kann eigentlich jeder Posaunist alle Posaunen spielen? In der Regel nicht, nein.
00:00:55: In der Klassik, im klassischen Posaunen-Studium, ist es so, dass man sich irgendwann spezialisiert. Oft
00:01:01: beginnt man auf der Tenorposaune - nicht immer - und entscheidet sich dann, ob man noch Altposaune oder
00:01:07: Bassposaune dazu spielen möchte. Wenn man sich dazu entscheidet, dass die Bassposaune sein Hauptinstrument
00:01:13: ist, dann kommt dann irgendwann die Entscheidung, ob man noch Tenorposaune dazu spielen möchte oder
00:01:18: die Kontrabassposaune. Das sind so die - das ist die Posaunen-Familie in der Klassik. Im Jazz ist es öfters
00:01:27: so, dass die Menschen dann wirklich nur Posaune spielen, nur Tenorposaune. Vielleicht noch Euphonium als
00:01:33: Zweitinstrument, oder dann eben nur Bassposaune, wobei es auch da die Menschen, gibt die dann beides spielen,
00:01:40: Tenor und Bass - das ist schon üblich eigentlich. Kontrabassposaune ist eine Randerscheinung und
00:01:45: Altposaune gibts eigentlich nur in der Klassik. Fast nur. Du spielst ja auch noch Sousaphon. Kannst
00:01:52: du mal für Laiinnen wie mich erklären, was denn der Unterschied ist zwischen dem Sousaphon und einer Tuba?
00:02:00: Im Grunde ist es das gleiche Instrument, aber das Sousaphon ist tragbar, also man stellt
00:02:06: sich in das Sousaphon hinein und trägt es auf seiner Schulter. Ursprünglich, um damit dann
00:02:13: marschieren zu können. Es ist eine Erfindung - meines Wissens - von John Philip Sousa, dem amerikanischen
00:02:20: Marschkomponisten, der eben ein Problem hatte auf Marschmusik, dass man die Tuben vorne nicht
00:02:27: gehört hat, weil aller Klang nach oben weggeht, und es war einfach mühsam, das zu tragen.
00:02:33: Die ersten Sousaphone hatten dann auch noch einen Trichter nach oben, die waren zwar
00:02:38: schon so um einen herumgewickelt, und erst mit der Zeit gab es dann die Becher nach
00:02:42: vorne, dass man das gut hört. Genau, aber es ist gleich lang und das gleiche Mundstück ungefähr,
00:02:49: gleiche Stimmung. Apropos Marschmusik: Ich stell mir immer vor, wenn ich
00:02:53: Menschen mit einer Tuba, einer Bassposaune sehe, dass die eigentlich fast mehr trainieren als üben.
00:03:00: Wenn jetzt die noch gehen müssen dazu, was braucht man da für ein Lungenvolumen?
00:03:05: Es ist unglaublich unangenehm. Ich mach das gar nicht gerne. Ich musste das in meiner Militärdienstzeit machen,
00:03:12: Marschmusik, und wenn immer möglich vermeide ich das heute, weil es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, es
00:03:18: fehlt einem die Luft, man kann keine geraden Töne spielen, weil es immer wackelt beim Gehen. Ich habe
00:03:23: da noch keine schlaue Lösung gefunden. Aber ob es wirklich mehr Luft braucht? Bin nicht sicher.
00:03:30: Du hast vorhin auch noch von der Akustik gesprochen. Ihr Posaunisten seid ja drauf angewiesen, dass ihr
00:03:37: einander hört - einfach von der Art her, wie ihr spielt. Wie macht man das dann konkret, also
00:03:42: in einer Marschgruppe oder auch in einer Big Band, wenn die Akustik mal nicht optimal ist?
00:03:53: Man muss einfach besser hören, ich weiss nicht, nächste Frage. Vielleicht selber so ne Ohrmuschel aufsetzen.
00:04:01: Erzähl uns doch ein bisschen was drüber, wie die Slide Trombone überhaupt in die Big Band gekommen ist.
00:04:09: Das weiss ich nicht. Und was macht sie heute dort oder was machst du heute dort?
00:04:13: Was mach ich heute dort? Was ist deine Rolle dort? Was ist die Rolle der Posaune in der Big Band?
00:04:16: In meiner Weltsicht ist die Posaune eigentlich das..
00:04:23: wie das Herzstück der Bigband. Natürlich muss ich das sagen als Posaunist selber, aber die Rolle der Posaune
00:04:30: ist oft die, dass man die Grundharmonik darstellt, wenn man denn spielt, man spielt ja nicht immer.
00:04:37: Die Rhythm Section, die alles zusammenhält und den Grundboden legt, und dann kommen die
00:04:43: Posaunen darüber und bilden die Harmonik ab und geben allem ein bisschen mehr Klang. Also, man
00:04:49: ist selten die virtuose Person, selten bis nie, weil es einfach ein bisschen ein umständliches
00:04:55: Instrument ist, aber alles bekommt mehr Klang, wenn Posaunen dazu kommen. Es ist auch in anderer Musik so, für
00:05:02: mich. Traditionell kommen Posaunen in der sinfonischen Musik oder in der Klassik.. von der Rolle, dass
00:05:12: man eigentlich immer den Chor unterstützt hat zuerst, in geistlichen Werken den Chor gedoppelt.
00:05:18: Und das ist sehr lange noch die Rolle der Posaune. Es hat etwas Geistliches auch.
00:05:24: Du spielst ja in Formationen von sehr unterschiedlichen Grössen. Ändert sich diese Rolle dann je nach dem?
00:05:30: Absolut. Ich spiele oft im Duo, und da hat man ganz eine andere Rolle. Da habe ich ganz verschiedene Rollen
00:05:37: auch. Ich bin gleich gleichzeitig die Person, die darauf achten muss, dass man im Tempo bleibt, dass
00:05:44: die Harmonik stimmt - man ist einfach für alles verantwortlich eigentlich, auch wenn man
00:05:47: mal nur eine Basslinie spielt, und dann hat man wieder eine Melodie und dann improvisiert man
00:05:52: noch. Und ganz vielseitige Aufgaben hat man in diesem Kontext, aber sonst in
00:06:01: der Big Band und aber auch im sinfonischen, im Sinfonieorchester hat man eine ähnliche Aufgabe
00:06:08: würde ich sagen, obwohl im Sinfonieorchester wird man sehr viel spärlicher eingesetzt als in der Big Band.
00:06:14: Was seid ihr Posaunisten denn für Menschen, wenn ihr damit dealen könnt, dass ihr spärlich eingesetzt werdet?
00:06:21: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, Posaunen, Posaunist:innen sind grundsätzlich oft
00:06:29: sehr fest im Dienste der Musik. Also, man ordnet sich gerne unter und ist gern Teil eines grossen Ganzen,
00:06:37: weil man hat selten Melodie, man hat aber auch selten Bassfunktion, so die zwei Hauptdinge. Man
00:06:42: ist irgendwo dazwischen und man muss sich darin wohlfühlen, ein Zahnrad zu sein in einem grossen Urwerk.
00:06:50: Das bandtauglich Spielen, das ist ja was, was viele nicht können, das kann man sich bei
00:06:54: euch in dem Fall abschauen. Ich bedanke mich sehr für das spannende Gespräch, Jonas Inglin.
00:06:58: Sehr gerne, vielen Dank.
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