#22 – Claudia Döffinger
Shownotes
Claudia sagt von sich selbst, sie sei Big-Band-Musikerin mit Leib und Seele. Heute sprechen wir mit ihr genau über diese Leidenschaft: Wo sie begann, wo sie Claudia hinführte und ob sie immer noch gleich beflügelnd ist wie zu Beginn. Die deutsche Musikerin hat ihre ersten Big-Band-Erfahrungen als Pianistin gemacht. Heute steht sie als Arrangeurin, Komponistin und Dirigentin vor Big Bands und hat kürzlich ihre erste eigene Big Band gegründet. Egal in welcher Position: Die Arbeit in einer Big Band fühlt sich für Claudia an, als würde sie «in einer Wolke an Gebläse baden».
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00:00:03: Zurich Jazz Talks: Die Podcast-Serie des Zurich Jazz Orchestra. Heute mit Claudia Döffinger. Claudia ist Big-Band-Musikerin mit Leib und
00:00:12: Seele und hat vor kurzem tatsächlich ihre erste eigene Big Band gegründet. Mit dabei hat sie ihre Hündin
00:00:17: Frieda. Die werden wir vielleicht noch sehen oder vielleicht auch hören. Die Fragen stellte Susanne
00:00:23: Loacker, für die Aufnahme zuständig war Pablo Faccinetto und die Leitung hatte Bettina Uhlmann.
00:00:29: Claudia, du bist Deutsche, hast aber auch in der Schweiz und in Österreich studiert. Unterscheiden sich die Jazz-Szenen dieser drei Länder?
00:00:40: Wow, so eine schwierige Frage zu Beginn.
00:00:44: Was haben sie gemeinsam? Machen wir's so.
00:00:48: Auch das ist schwierig.
00:00:54: Also, wow. Also gemeinsam haben sie auf jeden Fall...
00:00:59: Ja, jedes Land hat so seinen eigenen Spirit oder die eigene Herangehensweise an
00:01:07: ans gemeinsame Musizieren. Aber kreative Musiker:innen gibts auf jeden Fall in jedem Land.
00:01:17: Zum Glück. Du sagst ja von dir selber, du seist Big-Band-Musikerin mit Leib und Seele und aus tiefster Leidenschaft. Woher kommt diese Leidenschaft?
00:01:27: Ja, wenn ich das wüsste. Ich habe mit 15 in der Big Band meiner Musikschule angefangen
00:01:36: Klavier zu spielen - und das ist als Pianistin ein relativ undankbarer Job, weil man sich selber
00:01:44: nie hört, dafür hört man aber die Bläser um einen herum. Ich fand es aber immer schon wahnsinnig toll,
00:01:52: in dieser Wolke an Gebläse zu baden, und das hat sich dann einfach zu einer wirklich ernstzunehmenden
00:02:03: Leidenschaft entwickelt. Du hast ja auch bei Ed studiert, beim Orchesterleiter
00:02:11: des Zurich Jazz Orchestra. Wie ist es denn, wenn man jetzt mit seinem ehemaligen Lehrer oder Dozenten Musik macht?
00:02:21: Ich bin einfach nur so dankbar, dass wir immer noch Kontakt haben bzw. dass der Kontakt jetzt
00:02:28: wieder vermehrt aufkommt durch die Arbeit mit dem Zurich Jazz Orchestra. Und kürzlich habe ich Eds
00:02:40: Band in Berlin gesehen und das war so inspirierend auf ganz vielen Ebenen. Ja, ich freue mich sehr,
00:02:49: dass sich unsere Wege jetzt wieder vermehrt kreuzen. Du hast jetzt eben eine eigene Big Band gegründet.
00:02:56: Wenn er dich jetzt anfragen würde, ob bei dir spielen dürfte, was würdest du sagen?
00:03:06: Wow. schon wieder so eine fiese Frage. Ja, aber ich habe doch die Bassposaunen-Stelle schon bsetzt.
00:03:12: Ach je, natürlich. Da kann man nicht zwei nehmen. Du unterrichtest auch - ich hoffe, es wird jetzt ein bisschen einfacher.
00:03:19: Du unterrichtest auch: Wie fühlt sich denn das an, etwas weiter zu geben, wofür und auch wovon man selber lebt?
00:03:28: Also, es ist für mich extrem inspirierend und so ein "Geben und Nehmen",
00:03:36: und es freut mich zu sehen, wenn ich die jungen Studierenden irgendwie abholen kann und wenn ich
00:03:42: ihnen mein Wissen weitergeben kann. Und man merkt recht schnell, ob man einen gemeinsamen Arbeitsflow
00:03:52: bekommt oder ja dieses, ob man dieses Gespür für Musikalität hat, ob man dort anknüpfen kann,
00:04:02: was der Student oder die Studentin gerade braucht - das finde ich sehr herausfordernd
00:04:07: und sehr schön. Und ich meine, meine Jahre als Studentin sind auch noch nicht so lange her
00:04:16: und darum ist es für mich extrem schön, dass ich das jetzt schon zurückgeben kann.
00:04:22: Kannst du dich vielleicht erinnern oder könntest du in Worte fassen, was das Wichtigste war, was Ed
00:04:28: dir beigebracht hat oder was du ihm vielleicht auch abgeschaut hast?
00:04:35: Das ist so das Gesamtpaket, vom Handwerklichen
00:04:42: über Harmonie, Melodie, rhythmische Vielfalt, aber vor allem: Was ich am meisten wertgeschätzt habe
00:04:54: war dieses Gefühl, das Ed mir vermittelt hat, dass er gesehen hat: "Die Person die brennt für
00:05:03: etwas." Und er hat mich einfach unterstützt, egal in welche Richtung ich gegangen bin
00:05:10: und das fand ich sehr schön. Das hätte ich mir von all meinen Dozenten gewünscht.
00:05:15: Du hast vorhin gesagt, so die Erkenntnis, eben das erste mal eine Big Band mit 15, du hast das
00:05:20: "Baden in einer Sound-Wolke" genannt - ist dieses Gefühl mit der Zeit zur Selbstverständlichkeit
00:05:26: geworden oder ist es immer noch so beflügelnd für dich heute? Es ist immer noch beflügelnd, auf jeden Fall.
00:05:34: Und jetzt habe ich halt den Platz gewechselt. Jetzt sitze ich seltener hinter dem Klavier,
00:05:39: immer noch, aber mehr in kleineren Projekten oder in Pop-Projekten im Moment. Aber
00:05:47: wenn ich jetzt für Big Band schreibe, dann stehe ich auch meistens vorne und
00:05:52: leite die Band. Und das ist eigentlich der beste Platz, weil man hört 20 Musiker:innen,
00:06:03: ja, und das ist auch immer noch sowas Besonderes, die Stücke zu hören. Oder auch, wenn man was
00:06:08: ganz Neues geschrieben hat, wie zum Beispiel heute. Gestern Nacht habe ich noch ein neues Stück fertiggeschrieben - der Klassiker - und heute
00:06:17: haben wir es in der Probe gespielt. Wirklich wahr?
00:06:19: Ja, und das immer so ein besonderer Moment: Funktioniert das, was man geschrieben hat? Funktioniert das,
00:06:24: was man im Kopf hatte, auch in Echt? Und es ist einfach immer so ein bisschen magisch,
00:06:32: wenn das was man auf dem Computer geschrieben hat, wenn es dann durch die Musiker:innen zum
00:06:37: Leben erweckt wird. Ja, immer noch ein toller Moment. Hat's funktioniert heute?
00:06:43: Ja! Dann freuen wir uns sehr oder hoffen sehr, dass wir's alle zu hören kriegen.
00:06:47: Ich danke dir ganz herzlich, Claudia Döffinger. Danke dir!
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