#21 – Cinzia Catania

Shownotes

Cinzia Catania hat bei Ed Partyka in Luzern studiert. Seit ihrem Abschluss sind bereits fünf Jahre vergangen. Mit ihm und dem Zurich Jazz Orchestra zu arbeiten, nimmt sie nicht auf die leichte Schulter. In unserem Gespräch erzählt Cinzia, an welchen Tipps und Tricks, die ihr Ed in ihrer Studienzeit mit auf den Weg gegeben hat, sie sich für diese Zusammenarbeit bedient.

Cinzia Catania ist als renommierte Sängerin, Komponistin und Arrangeurin in ganz Europa unterwegs. Sie geniesst es, genreübergreifend aktiv zu sein, und nutzt jede Gelegenheit, um mit ihrem Gesang auf der Bühne stehen zu dürfen. Aber auch das Komponieren für ihre eigenen Band ist Cinzia unglaublich wichtig. So ist sie aufgrund ihrer verschiedenen Interessen mit unterschiedlichen Projekten unterwegs und in vielen Stilrichtungen zuhause. Der gemeinsame Nenner bleibt stets ihre kristallklare und dennoch warme Stimme.

Transkript anzeigen

00:00:03: Zurich Jazz Talks: Die Podcast-Serie des Zurich Jazz Orchestra. Heute mit Cinzia Catania. Die Sängerin

00:00:10: hat internationale Wurzeln und eine  ebenso internationale Karriere, und vor

00:00:14: allem diesen Sommer gerade ein neues Album  veröffentlicht. Das Interview führt Susanne

00:00:19: Loacker, für den Podcast zuständig ist Pablo  Faccinetto, die Leitung hat Bettina Uhlmann.

00:00:29: Cinzia, willkommen bei Zurich Jazz Talks. Vielen Dank, dass du heute hier sein kannst.

00:00:33: Danke, ich freue mich sehr.

00:00:36: Wir wechseln auf Schriftdeutsch, damit uns möglichst viele Leute verstehen, die diesen Podcast schauen oder hören.

00:00:41: Du hast ja bei Ed Partyka studiert, beim musikalischen Leiter des ZJO. Was ist das Wichtigste, was du von dieser Zeit mitgenommen hast?

00:00:51: Also, er hat mich sicher mit der  Liebe für die Big Band angesteckt.

00:00:54: Plus habe ich sicher Professionalität  mitgenommen, also "be ready", vorbereitet sein, und

00:01:01: er hat mir einmal gesagt: "Es gibt nur eine  Möglichkeit, einen ersten Eindruck zu machen".

00:01:06: Das ist mir geblieben. Das ist auch ein guter Satz. Du hast unglaublich viele Projekte, singst

00:01:13: unglaublich verschiedene Stilrichtungen, trittst entsprechend auch in sehr unterschiedlichen

00:01:18: Venues auf. Gibt es so etwas wie einen grössten gemeinsamen Nenner für das, was du musikalisch machst?

00:01:29: Mein Hauptprojekt ist sicher meine  eigene Band und es ist mir sehr wichtig,

00:01:34: die Musik selber zu schreiben und ich  glaube,

00:01:39: das ist schon mein Hauptprojekt. Ich bin

00:01:43: einfach sehr vielseitig, ich liebe es  einfach, verschiedene Sachen zu machen.

00:01:48: "Gemeinsamen Nenner" - schwierig, ich glaube, meine  Stimme ist halt der rote Faden.

00:01:59: Ja, schwierig. Ich weiss nicht, wie ich das beantworten soll. Das würde dann heissen, dass die unterschiedlichen Projekte

00:02:06: auch unterschiedliche Facetten von dir zeigen. Ich glaube schon, ja. Es widerspiegelt wahrscheinlich auch meine Persönlichkeit

00:02:14: und dass ich halt - es wird mir auch schnell langweilig. Ich muss immer ein bisschen Abwechslung haben. Ich glaube, das

00:02:20: ist wahrscheinlich der Grund. Und auch, ich liebe es einfach, auf der Bühne zu stehen und zu singen, und

00:02:26: ich nutze halt auch jede Möglichkeit. Ich  mache natürlich nur das, was mir gefällt, aber

00:02:31: so lange ich singen kann und die Musik liebe, ist es gut für mich. Ich muss mich nicht

00:02:38: entscheiden, nur meine eigene Musik zu  machen. Das ist ja auch sehr anstrengend.

00:02:45: Es braucht sehr viel Energie, das eigene Projekt  zu pushen, und dann ist es schön, wenn man mit

00:02:49: anderen Bands einfach auftreten kann, ohne etwas  zu organisieren, oder einfach eingeladen wird als

00:02:54: Sängerin. Das ist wunderschön, weil du nicht die Verantwortung

00:02:59: übernehmen musst und so weiter. Das ist auch schön. Okay, verstehe ich, ja. Wie ist denn das, wenn du in sehr kleinen - also ich

00:03:07: glaube, das kleinste was du machst, ist Duo bis eben zu Big  Band - da hast du ja immer ganz unterschiedliche

00:03:12: Rollen. Wie schwierig ist das, diese Rollen zu  wechseln? Ist das etwas, was du sehr natürlich

00:03:16: machst, oder musst du dich da wie auch "ready" dafür sein? Ich glaube, vieles ist schon sehr natürlich,

00:03:24: aber für Big Band muss ich mich schon besser  vorbereiten.

00:03:32: Ich bin auch nervöser - es ist schon eine grössere Kiste  für mich. Also, es ist nicht einfach so, "Okay, jetzt habe

00:03:37: ich ein Konzert mit der Big Band". Das ist schon  etwas anderes, aber die Erfahrung ist

00:03:44: dann umso intensiver und es gibt mehr Adrenalin. Und  ja, das ist ein unglaubliches Gefühl, diese

00:03:52: Wucht der Bläser und so hinter sich zu haben und  da muss ich mich schon viel viel besser vorbereiten.

00:04:00: Im konkreten Fall mit dem Zurich Jazz Orchestra mit Ed: Ist das eher eine Beruhigung für

00:04:06: dich oder ist das eher etwas, wo du vielleicht  noch ein bisschen nervöser bist, weil er

00:04:10: halt dein Lehrer war und du dich vielleicht  irgendwie noch immer bewertet fühlst oder so?

00:04:19: Ich glaube, ich bin schon  ein bisschen nervöser als sonst, weil ich

00:04:25: ja auch zeigen möchte, was  ich alles gemacht habe in den letzten

00:04:30: Jahren und möchte auch eine gute Leistung  zeigen, ich möchte souverän sein. Also ja,

00:04:37: obwohl eben, ich kann bei ihm ja auch mich  selber sein. Er kennt mich. Es ist eigentlich auch eine

00:04:43: Erleichterung. Es ist schwierig. Ich weiss nicht. Ich  bin schon nervös, weil das ist jetzt - ja, so

00:04:49: fünf Jahre ist es her sehr, seit ich  abgeschlossen habe. Es eine lange Zeit und

00:04:56: ich werde sicher schauen, dass alles  perfekt ist und dass die Probe super vorbereitet

00:05:01: ist, weil da möchte ich keine Fehler  machen, weil er mich ausgebildet hat und

00:05:08: ihm das auch immer sehr wichtig war. Du bist ja in diesen fünf Jahren auch nicht stehen

00:05:13: geblieben. Du hast - also, wenn ich das richtig  gehört habe, bist du für eine Jazzmusikerin ja auch sehr technikaffin,

00:05:20: arbeitest mit Loops und so. Was für eine Rolle spielt deiner Meinung nach  die Technik im heutigen Jazz grundsätzlich?

00:05:30: Die Gesangstechnik? Nein, die Technik-Technik.

00:05:33: Also, die die Technik der Aufnahme,  Wiedergabe-Technik, so Tontechnik.

00:05:40: Also, im Aufnahmeprozess eines Albums zum Beispiel? Zum Beispiel, ja genau.

00:05:45: Ich habe einfach gemerkt, dass die analoge Art halt viel teurer ist als die digitale, und ich habe jetzt auch für mein neues Album

00:05:54: fünf Bläser eingeladen und mehrere Stücke mit grosser Besetzung aufgenommen, und das

00:06:00: war einfach unglaublich teuer. Und mein Produzent  hat halt immer gesagt, er könne das auch einfach

00:06:07: produzieren und mir war es dann aber  schon wichtig, das analog zu machen, aber es

00:06:11: ist schon krass, wie - also ich höre es natürlich,  aber den Leuten fällt es nicht so auf und das

00:06:16: ist schon auch ein bisschen traurig für mich so. Es ist schön, diese vielen Möglichkeiten

00:06:21: zu haben, aber es ist schon auch - also, die  Veränderung finde ich nicht ganz einfach.

00:06:26: Es wird dann schnell zu überproduziert  und so, und ich finde es jetzt, weil ich mich

00:06:31: eh eben genre-übergreifend bewege, ist es manchmal  schwierig, die Entscheidungen richtig zu treffen.

00:06:37: Und ja, also meinst du das? Ja, und die nächste Frage wäre dann: Wie stark hält das schon Einzug

00:06:43: in die Live-Performance? Musst du dort  auch schon solche Entscheidungen treffen?

00:06:49: Absolut. Schon? Kannst du ein Beispiel machen? Ich finde das total spannend.

00:06:53: Also, jetzt bei der Plattentaufe hätte ich gerne die fünf Bläser eingeladen,

00:06:58: aber finanziell war es wie nicht möglich,  weil ich nicht schon eine ganze Tour hatte, weil

00:07:02: sich alles ein bisschen verzögert hat. Und ich  kann das nicht alleine stemmen, also finanziell

00:07:08: und auch organisatorisch. Also, ich möchte dann auch diese Leute und es war schon nur schwierig,

00:07:13: ein Datum für vier Personen zu finden. Wir haben dann halt viel ab Band gehabt,

00:07:20: also, halt vorproduziert und dann mitlaufen  lassen. Das ist für mich irgendwie traurig und

00:07:27: schade, aber es hat auch vieles vereinfacht. Und  ich muss immer die Entscheidung treffen: Kann

00:07:32: ich jetzt die Bläserinnen und Bläser einladen oder muss ich halt  so arbeiten? Und dann muss ich auch die

00:07:40: Formationen anpassen je nach Bühne, Technik. Die Technik ist auch ein Punkt: Wenn ich weiss,

00:07:46: ich habe einen guten Sound-Ingenieur, dann kann  ich das machen, aber sonst lohnt es sich für mich

00:07:51: nicht, weil das Resultat dann je nachdem unbefriedigend ist. Wenn man die Bläser nicht hört draussen,

00:07:56: ist es wie schade. Ich habe viele Konzerte gesehen,  wo die Streicher oder die Bläser

00:08:01: gar nicht richtig hörbar waren, und dann finde ich den Aufwand zu gross.

00:08:07: Ja, dann hoffen wir ganz fest, dass du die Bläser-Section mit dem Zurich Jazz Orchestra umso mehr geniesst.

00:08:14: Herzlichen Dank für deine Zeit und die Antworten, Cinzia Catania.

00:08:19: Schon fertig? Schnell gegangen. Krass.

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