#15 – Thomas Gansch
Shownotes
Das gemeinsame Musikmachen ist für Thomas Gansch wichtig, ja essenziell. Er bezeichnet sich selbst als Herdentier. Sein Vater war Kapellmeister, und er ist lieber in einer Gruppe unterwegs als alleine. «In einer Big Band ist es halt am schönsten für mich, als Blechbläser in einem super Trompetensatz zu stehen, da mitzuspielen und immer zu versuchen, genau so mitzuphrasieren wie der erste und so. Das ist wie, wenn du in der Fussballmannschaft bist und du feilst dann da gemeinsam dran, gemeinsam die beste Mannschaft zu sein. Und so ist es auch mit der Big Band.»
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00:00:30: Bitte, ich stelle mich jetzt hier ein mit meinem Polster, und dann geht's los.
00:00:34: Sehr gut. Ist der Kaffee in der Schweiz besser als in Österreich?
00:00:38: Das kann man verallgemeinernd nicht so sagen.
00:00:42: Es hat sich sehr viel getan in der Kaffeehauskultur in den letzten 20 Jahren, würde ich sagen - wo Österreich
00:00:49: immer ganz gut aufgestellt war. Wohl für meinen Geschmack, die Wiener Kaffeehäuser oft zu bitter
00:00:54: den Kaffee gemacht haben, wer weiss, woran das liegt. Jetzt gibt es diese ganzen Start-ups und es gibt zum
00:01:01: Beispiel in Wien ein Fenster-Kaffee. Das ist ein Freund aus der Ukraine, der verkauft Kaffee aus
00:01:06: einem Fenster und er macht so ziemlich den besten Kaffee in der Gegend. Und ich gehe fast nur mehr dorthin
00:01:13: und ich werde auf jeden Fall im Jahr 2022 seltener beim Kaffeetrinken enttäuscht als im Jahr 1992, sagen wir so.
00:01:22: Es geht aufwärts. Auf jeden Fall, die Statistik ist sehr eindeutig.
00:01:26: Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Sehr schön. Du warst ja schon oft in Zürich. Ich weiss nicht, wie
00:01:32: viel Zeit du in Zürich überhaupt schon verbracht hast. Was kennst du an der Stadt und was magst du an ihr?
00:01:39: Ich habe ein paar sehr gute Freunde hier
00:01:43: und die mag ich alle sehr sehr gern. Ich habe tatsächlich selten Zeit, mir mal wo
00:01:50: Zeit zu nehmen. Ich habe aber zufälligerweise im Dezember vier Tage hier verbracht, weil so viel
00:01:57: abgesagt wurde und ich trotzdem eine Flugroute hatte, die ich nicht ändern konnte. Und jetzt bin ich
00:02:02: bei einem meiner besten Freunde geblieben hier und es ist direkt beim Grossmünster,
00:02:09: habe aber dort einfach nur gearbeitet, weil ich endlich Zeit hatte dafür. Also, man
00:02:16: man macht es sich überall schön, wo man ist. Wichtig sind die Leute, mir sind
00:02:22: die Sehenswürdigkeiten nicht so wichtig. Ich bin kein grosser Kirchenanschauer oder sowas, aber
00:02:30: es ist natürlich super, wenn man einen See vor der Nase hat. Das ist immer gut und ja, ich mag das
00:02:38: Flair der Stadt, wenn man so durchgeht und es ist einfach sehr sehr modern und auch liberal,
00:02:44: auch wenn man das vielleicht von der Schweiz nicht immer so denkt. Aber Zürich fühlt sich sehr
00:02:54: sympathisch an, würde ich sagen. Wie fühlt sich denn die Arbeit mit der Big Band da,
00:03:00: mit der Zürcher Big Band an? Super nett, super entspannt. Das sind mittlerweile gute
00:03:04: Freunde und das ist wirklich immer, es war immer schön, jedes einzelne Mal.
00:03:12: Wir hatten immer eine schöne Zeit. Wir haben super viel Spass gehabt beim Spielen. Das
00:03:17: Publikum hat Freude und ja, man kennt sich jetzt schon lange und es ist eine super
00:03:23: Tradition, jedes Jahr herzukommen. Ausser wenn gerade irgendwie Lockdown ist.
00:03:28: Da sind wir drüber hinweg. Ja, zum Glück bald. Was ist denn für dich überhaupt die
00:03:33: Faszination von Big Band als Klangkörper, als Spielwiese? Naja, erstens einmal bin ich
00:03:41: ein Herdentier als Musiker. Mein Vater war Kapellmeister von der Blaskapelle
00:03:48: und ich bin immer lieber mit einem Haufen unterwegs als alleine. Weil alleine unterwegs zu sein ist
00:03:54: - letztendlich bin ich dafür nicht gemacht. Das ist langweilig und auch stressig, und
00:04:02: wenn man einen Haufen hat, dann kann man sich sozialisieren, kann man ein paar Grüppchen bilden
00:04:11: und kann man ein bisschen gemeinsam was erleben, weil es gibt fast
00:04:16: nichts Traurigeres, als wenn man alleine unterwegs ist und dann alleine in ein Hotelzimmer zurückgeht
00:04:21: und das mit niemanden teilt, was man gemacht hat. Und wenn man die Leute kennt,
00:04:26: und dann kann man das mit denen gemeinsam feiern und das macht einfach grosse Freude.
00:04:31: Und dann spürt man auch die Reaktionen und die guten Vibes, die dabei entstehen. In einer
00:04:40: Gruppe musizieren ist einfach das schönste. Und in der Big-Band-Literatur gibt es dann halt die
00:04:46: die Musik, die mir am allermeisten Spass macht, die Musik von Thad Jones ist zum Beispiel
00:04:54: etwas, was ich mit einer eigenen Big Band mal auf Tournee gespielt habe. Das schweisst so zusammen, wenn
00:05:01: man für eine Sache gemeinsam brennt und es so gut wie möglich macht. Und ja, das macht mit
00:05:08: einem klassischen Orchester genauso Spass und es macht mit einem Duo auch Spass, aber in
00:05:13: einer Big Band ist es halt am schönsten für mich, als Blechbläser in einem super Trompetensatz zu
00:05:17: stehen, da mitzuspielen und immer zu versuchen, genau so mitzuphrasieren wie der erste und so.
00:05:23: Das ist wie, wenn du in der Fussballmannschaft bist und du feilst dann da gemeinsam
00:05:30: dran, gemeinsam die beste Mannschaft zu sein. Und so ist es auch mit der Big Band.
00:05:34: Jetzt hast du ja im Moment gerade das Glück, dass du mit dem guten Freund in einer Big Band etwas machst, mit dem Ed.
00:05:40: Und gleichzeitig seid ihr beide recht wesentliche Teile dieser Big Band - wie fühlt sich
00:05:46: das an für dich - also, die Kombination von der alten Freundschaft und von einem gemeinsamen Projekt?
00:05:54: Ich fühl mich da jetzt bloss sicher und sehr gut aufgehoben, weil bisher, wenn ich hier gespielt habe, waren immer
00:06:01: Gast-Dirigenten, die ich eigentlich nicht kannte vorher, ausser wenn wir mit jemandem öfter gearbeitet haben, dann habe
00:06:09: ich den natürlich schon gekannt. Aber den Ed kenne jetzt von früher einfach so gut und vor allem
00:06:14: von dieser Musik so gut, dass ich weiss, ich kann mich auf alles total verlassen. Ich weiss:
00:06:21: Da wird nie eine Unsicherheit geben, wenn der einen Cue gibt oder einen Einsatz. Da wird immer
00:06:25: alles passen und wenn irgendwas schief geht, dann richtet er das wieder. Ich habe überhaupt
00:06:30: keine Sorgen, was das gemeinsame Spielen angeht. Beste Voraussetzungen. Ganz herzlichen Dank, Thomas.
00:06:37: Bitte gern.
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