#13 – Thomas Gansch und Ed Partyka

Shownotes

Die Zusammenarbeit von Thomas Gansch und Ed Partyka ist vor allem von gegenseitigem Respekt für das Können und das Handwerk des anderen geprägt – und von grosser gegenseitiger Sympathie. Natürlich gibt es da auch zahllose Anekdoten und Räubergeschichten von früher. Kennengelernt haben sich die beiden vor etwa 25 Jahren in Wien an einer Big Band Session – so genau lässt sich das aber nicht mehr rekonstruieren. Aber hören Sie selbst.

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00:00:28: Hit the road Jack. Hetero Jack.

00:00:31: Hit the road Jack. Kennen Sie Hetero Jack?

00:00:35: Der Bruder von - der Macho-Bruder von...

00:00:39: Bevor wir die Strasse schlagen, lasse ich euch mal  gegenseitig prügeln. Ich hätte gerne die Versionen der

00:00:45: Gründerlegende: Woher kennt ihr beide euch? Fang doch mal an, Ed, und du greifst korrigierend ein, Thomas, bitte.

00:00:52: Ja, wir haben uns in Wien kennengelernt. Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt. Wir haben

00:00:57: uns auf jeden Fall über Torsten Benkenstein kennengelernt. Genau, so war es.

00:01:02: Der kleinste gemeinsame Nenner ist Torsten Benkenstein, ein wichtiger Mensch in unserem Leben.

00:01:07: Genau. Du redest, ich falle dir ins Wort.

00:01:13: Zu der Zeit - wann war das? - 1999, 98/99 cica - hat Torsten Benkenstein in Wien gelebt.

00:01:23: Er hat beim Vienna Art Orchestra gespielt. Genau.

00:01:25: Und er hat immer über  den Bassposaunisten geschimpft,

00:01:28: und ich hab ihm gesagt: "Ich kenne einen besseren." Genau, aber bevor

00:01:34: wir zusammen beim Vienna Art Orchestra gespielt  haben, gab es das Concert Jazz Orchestra Vienna.  

00:01:39: Warst du da involviert? Da habe ich natürlich mitgespielt.

00:01:43: Der Ed hat in Wien eine Session-Big- Band aufgezogen, die jede Woche gespielt hat -

00:01:51: in der Zeit, als das Porgy und Bess von seiner alten Location ausgewichen ist, in so Quartiere,

00:01:58: in denen es zwei Jahre verbracht hat, ehe das neue Porgy und Bess,

00:02:02: das man heute kennt, eröffnet hat. Und da gab  es eben diese Big Band, die jede Woche gespielt hat  

00:02:07: und bei einer Big Band kommt mal leicht rein als  Trompeter, weil die verbraucht sehr viele Trompeter.

00:02:12: Genau. Vor allem seine. Genau, weil ich ich will  immer mindestens fünf Trompeten

00:02:18: haben, mindestens: grosser Blechbläsersatz. Genau, und da haben wir uns kennengelernt, und dann, kurz danach,  

00:02:25: hast du dann in meiner Band in Deutschland gespielt,  bei dieser CD-Aufnahme mit Bob Brookmeyer?

00:02:32: Das stimmt, aber ich kann mich an die Reihenfolge  dieser Ereignisse nicht erinnern. Ich glaube, der

00:02:37: Torsten wollte mich irgendwie dir vorschlagen,  indem er mich da mitnimmt - oder er wollte mich sogar dem Bob Brookmeyer vorschlagen,  aber der hat mich dann nicht gewollt.

00:02:47: Genau, aber das war auch 1999. Das war '99. "Star Wars" war gerade im Kino, Episode 1.

00:02:55: Genau, und dann danach ging es weiter mit Vienna Art Orchestra.

00:03:00: Richtig, Ed kam ins Vienna Art Orchestra, und dort haben wir dann vieles erlebt gemeinsam,

00:03:05: über die Jahre. Zum Beispiel ist der Ed einmal in  Rüsselsheim von der Bühne gefallen und hat sich  

00:03:12: das Schlüsselbein gebrochen. Er hat dann die  ganze restliche Tournee auf der Tuba spielen  

00:03:17: müssen und nicht mehr auf der Bassposaune, das wäre nicht  mehr gegangen. Das waren einfach schöne  

00:03:22: Momente, die man sich fürs Leben merkt. Genau, und ich bin immer noch so ein kleines bisschen schräg, 

00:03:27: wegen dem Schlüsselbein - weil  ich, statt nach Hause zu fahren und das Ding  

00:03:33: in Ruhe heilen zu lassen, weiterhin den  ganzen Monat auf Tournee geblieben bin. Es ist drum ein  

00:03:38: bisschen krumm geheilt. Und so ist bis jetzt meine Schulter, meine Haltung immer ein

00:03:42: bisschen komisch, und das wird auch so bleiben. Das ist aber das Mindeste, was du hast machen können,

00:03:47: für die Kunst. Genau, so war es.

00:03:51: Wir haben auch  oft hier im Moods oder auch in Zürich gespielt.

00:03:58: Wir haben viel in der Schweiz gespielt, und was die wenigsten vielleicht heute wissen: Ed hat auch

00:04:02: kurze Zeit bei Mnozil Brass gespielt. Ich habe mir eingebildet, Ed müsse jetzt unbedingt

00:04:10: reinkommen, als jemand aufhörte bei uns.  Weisst du, wie oft du gespielt hast?

00:04:18: Es war ein halbes Jahr. Ein halbes Jahr, schau her, also doch einige Konzerte.

00:04:23: Ich weiss nur mehr, es gab dann ein ein Treffen, wo  

00:04:26: irgendwie die Stimmung schon so war, dass wir  das Verhältnis wieder beenden werden. Und ich  

00:04:32: bin hingegangen, fest entschlossen,  zu kämpfen wie ein Löwe für den  

00:04:35: Verbleib von Ed. Und habe dann gemerkt, dass  eigentlich der Ed der war, der nicht mehr spielen wollte.

00:04:40: Ja, auf dem Papier sah das aus wie eine super Idee, aber die Realität war plötzlich - es war einfach eine Fehlbesetzung.

00:04:48: Von meiner Seite aus und von vielen von Mnozil Brass war es irgendwie klar: Das hat nicht gepasst.

00:04:58: Wahrscheinlich ist es so. Ich bin mir heute noch nicht ganz sicher, weil  

00:05:02: wir haben legendäre Dinge erlebt auf der Bühne. Ed hat zum Beispiel mal den Auftrag bekommen,  

00:05:07: während wir "Griechischer Wein" als Zugabe spielen,  etwas zu machen auf der Bühne. Das war nur der  

00:05:13: Auftrag, er sollte doch "etwas machen", und er  hat dann "etwas

00:05:14: gemacht" und es war legendär, aber das möchte ich jetzt nicht verraten. Die,   die dabei waren, wissen es noch. Genau.

00:05:24: Was wir mit Sicherheit wissen: Er ist nicht von der Bühne gefallen und hat sich das andere Schlüsselbein gebrochen,

00:05:28: sonst hätte jetzt keine schräge Haltung, oder? Stimmt, sonst wär es ja gerade.

00:05:34: Sagt mir doch mal so zum Thema passen und nicht  passen:

00:05:35: Thomas, welche musikalischen Eigenschaften magst du an Ed am liebsten? Musikalische, nicht persönliche, bitte. Eine musikalische Eigenschaft? Das ist einmal das Handwerk, das ist

00:05:49: extrem extrem bewundernswert. Ich erinnere mich  an eine Situation bei Mnozil Brass, wo jemand die  

00:05:56: auch sehr schlechte Idee hatte, er möchte jetzt  gerne was singen, und "My Funny Valentine" wäre das

00:06:02: Lied seiner Wahl. Ed hat  einfach am nächsten Tag ein Arrangement auf den Tisch  

00:06:06: gelegt und das hatte Hand und Fuss und war super.  Also "the craft", wie man sagt, beherrscht der Mann  

00:06:11: unheimlich gut und auch jetzt, wo wir hier arbeiten,  in Zürich, hat er von mir Stücke genommen und die  

00:06:17: einfach für Big Band arrangiert und das ist super. Ich könnte das nicht und ich hätte auch  

00:06:22: nicht die "work ethics": Ich wäre zu faul, ich  würde es verschlampen. Ich lebe immer bis zur nächsten

00:06:30: Deadline und dann bringe ich es, aber ich bringe es zu spät, und da wäre ich in dem Geschäft

00:06:34: fehl am Platz. Das bewundere ich sehr. Bevor ich dich jetzt frage, Ed, welche  

00:06:41: musikalische Eigenschaft du an Thomas am liebsten  magst, muss ich doch jetzt noch schnell fragen: 

00:06:45: Kannst du Sirtaki tanzen? Wie bitte?

00:06:49: Kannst du Sirtaki tanzen? Sirtaki? Kenne ich nicht.

00:06:52: Ah, ich habe jetzt gedacht, ich hätte das Rätsel des griechischen Weins gelöst.

00:06:56: Habe ich nicht, offenbar. Welche musikalische Eigenschaft magst du an

00:07:00: Thomas am liebsten? Diese sprühende Kreativität.

00:07:14: In diese Kompositionen, die ich jetzt die letzten  Monaten besser kennengelernt habe, hat es einfach so viele  

00:07:21: superkreative Ideen. Und die Melodien, die du  schreibst - ich kenne kaum jemanden, der so  

00:07:30: interessante und gleichzeitig zugängliche Melodien  schreiben kann. Deine Stücke, die sind

00:07:36: wirklich einfach super toll und es hat einfach Freude gemacht,  

00:07:42: die zu arrangieren für Big Band. Ich hoffe,   dass wir vielleicht

00:07:47: diese Idee weiterverfolgen, weil ich glaube, das  könnte auch Hand und Fuss haben.

00:07:51: This might be the beginning of a beautiful friendship. Exactely.

00:07:52: Dankeschön. Als Trompeter bewundere ich Dich auch seit fast 25 Jahren, als kreativen Kopf. Danke, jetzt ists genug. Und - Und kommt gleich! Was geht dir an ihm am meisten auf den Geist?

00:08:17: Bitte, was ist das für eine Frage? Soll ich ihn fragen? Ja, bitte. Ich frag mal den Thomas. Thomas, was geht dir an Ed am meisten auf den Geist?

00:08:28: Er ist einmal nicht gekommen zu einem Konzert von  mir - wo er hätte spielen sollen. Er ist  

00:08:34: einmal nicht gekommen, das ging mir echt auf den Geist. Ed, was möchtest du zu deiner Verteidigung  

00:08:39: vorbringen? Es gibt keine Verteidigung, ich wollte -   das war eine Fehlentscheidung von mir und ja,  

00:08:45: ich habe mich wahrscheinlich  auch noch nie wirklich entschuldigt.

00:08:48: Doch, du hast dich dafür entschuldigt. Irgendwie wir haben uns dann eine Weile nicht gesehen,  und dann, irgendwann ein Jahr später, haben  

00:08:56: uns gesehen und Ed hat sich entschuldigt. Es ist alles

00:09:01: erledigt, alles lang vorbei. Aber das ist uns mal passiert in unserer - in unserer  

00:09:08: Beziehung. Aber wenn es richtig verstanden habe: Zukünftige Zusammenarbeit ist trotzdem ein Thema.  

00:09:15: Also, es kann sein dass ihr wieder mehr macht zusammen. Man muss sagen: Es gibt für diese Geschichte  

00:09:20: ein Gegenstück: Mir ist jemand  aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen  

00:09:25: vor sechs oder sieben Jahren bei einer grossen Tournee. Ed ist total kurzfristig

00:09:31: eingesprungen und  hat mir so die Tour gerettet und somit: quid pro quo.  

00:09:40: Dr. Lecter. Alles klar. Trotzdem noch schnell die  Frage: zukünftige Zusammenarbeit - Pläne, Hoffnungen,  

00:09:49: Utopien? Würde es passen in Zukunft? Für mich  passt das extrem gut, das ist das erste Mal,  

00:09:54: dass wir so was gemacht haben mit dem ZJO und mit Bettina.  

00:10:01: Für mich wär es ein Thema, das ich heute entweder nach dem Konzert, vielleicht  

00:10:06: beim beim Bierchen, - könnten wir mal ein bisschen  diskutieren, ob es denn für alle Seiten

00:10:12: so gut anfühlt. Und dann schauen wir mal, wie wir  

00:10:19: das weiterentwickeln können, weil es sehr viel Potenzial hat. Wir haben jetzt ein  

00:10:24: paar Stücke in dieser Konstellation und  ich würde mich sehr freuen persönlich: Ja, ich oute mich

00:10:29: jetzt schon, wenn das dann irgendwie ausgebaut  werden kann. Aber schauen wir mal - warte, bis  

00:10:34: das Konzert gespielt ist!

00:10:36: Ich kann mich den Worten  meines Kollegen nur zu 100 Prozent anschliessen: Ich arbeite einfach gerne mit den besten Leuten,  und Ed gehört einfach zu den besten Leuten,  

00:10:45: gerade für Big-Band-Musik. Er ist eine unglaubliche  Autorität, sowohl beim Komponieren als auch  

00:10:51: beim Arrangieren und vor allem auch beim Leiten der Big Band. Das macht er unglaublich souverän und  

00:10:55: das macht einfach die Arbeit angenehm und leicht. Ich habe auch oft in seiner Big Band seine  

00:11:03: Musik gespielt und das hat mir  immer grosse Freude gemacht. Insofern freue ich  

00:11:08: mich auf jede Art der Zusammenarbeit - und dann  sehen wir uns ja wieder öfter, finde ich auch wichtig. Genau.

00:11:13: Ich denke, das lassen wir mal so stehen. Danke  euch beiden sehr, sehr herzlich. Bitte, gern.

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